Dalinda | CD in Review
Dalinda
Lidia Fridman, Paolo Bordogna, Luciano Ganci, Yajie Zhang, Andrés Moreno García, David Oštrek, Kangyoon Shine Lee, Fermin Basterra, Egor Sergeev, Chor und Orchester der Berliner Operngruppe, Felix Krieger
Oehmsclassic/Naxos OC989
(101 Min., 5/2023) 2 CDs
„Die italienische Opernszene der Romantik, das war in den 1830er Jahren ein Kreativpool und ein Haifischbecken. Getrieben von gierigen Impresarii waren besonders die Komponisten wenig attraktiv bezahlte Leibeigene, die liefern, liefern und nochmals liefern mussten. Oft drei Werke im Jahr. Mittendrin Gaetano Donizetti, der es bis zu seinem frühen Syphilis- wie Erschöpfungstod auf über 70 Opern brachte. Die längst, auch die Fragmente und Zweitfassungen, uraufgeführt sind.
Dachte man. Aber ausgerechnet von einem von Donizettis großen Erfolgswerken, der „Lucrezia Borgia“, die 1833 an der Mailänder Scala herauskam und 1840 noch einmal für Paris revidiert wurde, hat jetzt der Verlag Ricordi eine frühere, dritte Fassung herausgebracht. Mit der sollte in Neapel einige Zeit später – leider erfolglos – die dort strengere Zensur überlistet werden. 185 Jahre später wurde das „Dalinda“ genannte Werk nun von der ambitionierten Berliner Operngruppe unter dem verlässlich-kompetenten Felix Krieger uraufgeführt und eingespielt.
Statt in der italienischen Renaissance spielt die Story nun während des Dritten Kreuzzuges in Persien, doch weder ist die Musik für fränkische Ritter noch Orientalen anders. Nennenswerte Änderungen finden sich allerdings nur zu Ende des dritten Aktes, insbesondere für den Tenor und den Chor. Schön, diese Donizetti-Facette auch noch zu kennen, zumal sie wohlklingend von Könnern wie Lidia Fridman (Dalinda), Yajie Zhang (Ugo), Luciano Ganci (Ildemaro) und Paolo Bordogna (Acmet) gesungen und dramatisch packend aufbereitet wird.“
Manuel Brug, 08.06.2024 Link