Auftaktkonzert | Mahler / Zemlinsky
Wenn schon vieles anders ist, kann man doch gleich alles ändern und die schüttere Bestuhlung einfach umdrehen: In der Akademie der Schönen Künste sitzen, Dirigent Peter Hirsch am Flügel eingeschlossen, mit großem Abstand zehn Musiker dort, wo sonst das Publikum hört; selbiges ist platziert, wo sonst das Podium ist und schaut in Richtung der beiden Eingangstüren. Durch diese ungewohnte Perspektive und die gebotenen Abstandsregeln entsteht eine originelle Konzertinstallation, um die Bearbeitungen von Werken Mahlers, Zemlinskys und Busonis ins rechte Licht zu rücken, die der „Verein für musikalische Privataufführungen“ in Auftrag gab, der 1918 bis 1921 in Wien regelmäßig Konzerte veranstaltete. Man darf sich wie seinerzeit bei einer der hochkarätigen Wiener „Privataufführungen“ fühlen, wenn Mitglieder des Staatsorchesters einmal mehr Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen in der Bearbeitung für Kammerensemble von Arnold Schönberg mit großer Klarheit aufführen. Denn die Mezzosopranistin Yajie Zhang, seit dieser Spielzeit neu im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper und bald auch in Walter Braunfels‘ Die Vögel zu erleben, besitzt nicht nur ein ausnehmend schönes Timbre, sondern singt so wunderbar musikalisch, ausdrucksvoll und textverständlich, als hätte sie diese Lieder schon lange im Repertoire. Eben diese Sicherheit der Gestaltung bewies sie schon bei den Sechs Gesängen nach Gedichten von Maurice Maeterlinck, die in der Bearbeitung Erwin Steins (Nr. 2 und 5) sowie arrangiert von Andreas N. Tarkmann (Nr. 1, 3, 4, 6) auf die einleitende „Berceuse élégiaque“ op. 42 in der Bearbeitung von Erwin Stein von 1921 folgten: Üppige Jugendstil-Ranken winden sich da um die Texte, was die exquisite Besetzung mit solistischem Streichquintett, Flöte, Klarinette, Harmonium, Schlagzeug und Klavier noch exotischer klingen lässt. Was für ein schöner Start in der Akademie der Schönen Künste nach mehreren Monaten Zwangspause mit einem ironischerweise groß wie selten besetzen (Kammer-)Konzert, das wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.
Klaus Kalchschmid (SZ, BR, www.klassikfavori.de, Crescendo, Die deutsche Bühne u.a.)